Folge auf Spotify // Zeitangaben entsprechend // Triggerwarnung: Mord an Kindern / Gewalt in Beziehungen / psychische Krankheiten /
00:00 //
Neues Intro, neuer Fall: Es geht um den Mord an Melanie und Karola Weimar im August 1986 / Die beiden Mädchen werden zunächst vermisst. Die ErmittlerInnen haben schnell die Eltern der Mädchen im Visier. / Stephan erzählt den Fall chronologisch, Micha ist der Sidekick mit detailierter Wissensexpertise. / Ein Busfahrer findet während einer Pause die tote (erstickte) Melanie, ihre Schwester wird einige hundert Meter weiter ebenfalls tot aufgefunden. Eine Sonderkommission wird eingerichtet, es liegt kein Sexualdelikt vor, die Indizien deuten auf einen Mord innerhalb der Familie hin. Das Ehepaar wird verhört. / Monika Weimar ist Krankenschwesterhelferin, Reinhard Weimar arbeitet in einem Kali-Salzwerk, man wohnt in einem sehr beengt mit Mutter und Oma in einem ArbeiterInnen-Haus. / Die Ehe ist nicht glücklich, er verkrümelt sich in Vereinen, sie betrügt ihren Mann offen mit einem US-Soldaten. / In der Nacht, bevor die Mädchen verschwinden, kommt Monika deswegen erst mitten in der Nacht nach Hause.
16:25 //
Eine Woche nach dem Verschwinden der Mädchen erreichen zwei Briefe die Weimars, in denen der Tod der Kinder als „Strafe“ bezeichnet wurde. Ein graphologisches Gutachten ergibt als Schreiberin Monika Weimar. / Mit den Ungereimtheiten ihrer vorherigen Angaben konfrontiert, erklärt sie, sie hätte nach später Rückkehr ihren Mann apathisch und die Kinder leblos zuhause vorgefunden. / Der psychisch nicht stabile Ehemann kann diese Geschichte nicht bestätigen, gibt unter Verhördruck zu, dass es möglich wäre, dass er die Kinder getötet habe. Die Ermittlungen fokussieren sich weiterhin auf Ehefrau Monika, die sich permanent weiter in Widersprüche verwickelt und ihre Aussagen immer dem aktuellen Ermittlungsstand anpasst. /
28:30 //
Monika Weimar wird schließlich des Mordes angeklagt und bleibt während der Verhandlung bei ihrer „Nacht-Version“. / Zeugenaussagen, Mageninhalte der toten Kinder, sowie Fasergutachten widerlegen diese Version. / Als Motiv vermutet man, dass Monika Weimar mit dem Soldaten durchbrennen wollte und ihre Kinder ihren Plänen im Weg standen. Sie wird verurteilt und beteuert bis heute ihre Unschuld. / Nichts spricht für den Mann als Täter. / Seine gelegentlichen Ohnmachtsanfälle scheinen auf medikamentöse Beeinflussung seiner Frau zurückzuführen sein. /
Micha rekonstruiert nochmal den vermeintlichen Tathergang: Am Sonntag Abend kommt Monika Weimar nachts um drei nach Hause, hat mit den Kindern am nächsten Morgen gefrühstückt und diese dann zum Spielplatz gefahren. / Am 7. August wurden die beiden Mädchen tot aufgefunden („wie hingeworfen“), es fanden sich keine Abwehrspuren an den Körpern und fremde Kletten an der Kleidung. / Die bisher geäußerte „Nacht-Version“ von Monika Weimar ist voller Widersprüche: Die Kinder trugen beim Fund nicht die Nachtbekleidung, es wurden keine Wiederbelebungsversuche gemacht, etc. / Die im Haus wohnende Oma bezeugt, dass sie die Kinder am Montag Morgen noch gesehen hätte. /
47:45 //
Grundsätzlich ist Monika Weimar nicht kooperativ, während Reinhards Verhalten und Aussagen durchweg schlüssig sind. / Es folgt ein dritter Brief, in dem wieder Reinhard Weimar beschuldigt wird. / Schließlich wird das Telefon abgehört, dabei wird das Verhältnis von Monika Weimar und dem US-Soldaten Kevin Pratt (der keine exklusive Beziehung mit ihr hatte) klarer. / Am 4. September 1986 wird der zweite Haftantrag gegen Reinhard Weimar abgelehnt. Am 17.9. gibt es den Haftbefehl für Monika Weimar. Ihr Anwalt beschwert sich über die vage Formulierung und ein fehlendes Motiv.
Ende 1986 beginnt der Prozess. / Micha listet ein paar Indizien für eine mögliche Schuld Monika Weimars: Der angeblich gesehene Sparkassen-Angestellte am Montag, den 4.8.1986 hatte an diesem Tag Urlaub. Die Kleidung der Leichen waren nicht mit Bettfasern behaftet. Ihr Reisepass wurde kurz vor der Tat verlängert. Sie hat Versicherungen aufgelöst, sich ein Auto gekauft. / Der Richter findet die Indizienlage eindeutig, Monika Weimar wird verurteilt. / Die Ehe der Weimars wird geschieden.
1:05:35 //
1993 wird das Verfahren unter anderem wegen Schwächen an dem Fasergutachten wieder aufgenommen. Es gibt neue ZeugInnen, die aber keine neue Faktenlage schaffen. Reinhard Weimar ist in psychologischer Behandlung und nicht vernehmungsfähig. Monika Weimar äußert sich nicht und wird freigesprochen, man vermutet eine mediale Beeinflussung der Schöffinnen. / Es kommt schließlich zu einem dritten Prozess, in dem sie wieder verurteilt wird. /
Man rekonstruiert den vermeintlichen Tathergang am 4.8.1986:
6-7.30 Uhr: Anruf Kevin Pratt bei Monika
Frühstück mit den Kindern
10.30-10.55 Uhr: Kinder auf dem Spielplatz
10.40 Uhr: Monika bei Ihrer Schwester, Rücksprache mit Oma, Bank und Briefabholung
10.45 Uhr: Monika Abfahrt und Besorgungen
10.55-11.00 Uhr: Kinder sind auf Spielplatz
11.05-11.20 Uhr: Monika an Leichenfundort 1
11.30-11.40 Uhr: Abholung der Kinder
11.40-11.50 Uhr: Fahrt zu Leichenfundorten
11.50-12.10 Uhr: Tötung der Kinder und Ablage der Leichen
12.20 Uhr: Rückkehr zur Wohnung
12.30 Uhr: fingierte Suche nach den Kindern und Vermissten
13.30 Uhr: Vermisstenmeldung bei der Polizei
Auffällig dabei ist, dass der Vater bei der Suche mithilft, während die Mutter zuhause bleibt. /
Song: Iggy Pop – The Passenger /
1:19:15 //
Das Urteil des dritten Prozesses in Frankfurt 1999 umfasste ca. 153 Seiten (Micha hat es nicht gelesen) / Stephan: Es ist unbegreiflich, aufgrund eines Wunsches nach einem Neuanfang seine Kinder zu töten. / Stephan möchte das Thema Schöffen nicht diskutieren. / Indizienprozesse hinterlassen ein ungutes Gefühl. /
Das war‘s. Bis zum nächsten Mal.
Nachtrag: Leichenfundort und -protokoll, Fasern und Mageninhalt, beide Kinder haben 30-60 Minuten vor der Tat etwas gegessen, die Tabletten an Reinhard wurden wohl von Monika verabreicht, die Reinhard belastenden Zeugen sind unglaubwürdig.