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Heute zwei Fälle aus München: Walter Sedlmayr und Rudolph Moshammer – weit über München hinaus bekannt und beachtet! // Micha hat sich mit Walter Sedlmayr befasst und möchte mehr über die Person als den Fall sprechen: Ein sog. „Volksschauspieler“, der auf der Theaterbühne keine Hauptrolle bekam, später, in den 50ern folgten dann kleine Film-Nebenrollen. 1971 war er in eine Straftat verwickelt: Der Dieb einer Marienfigur aus einer Kapelle kannte Sedlmayr vom Oktoberfest und lagerte das Diebesgut in Kartons bei ihm zwischen. Anstatt die Beute zu verschachern, entschloss sich der Dieb, die heiße Ware ans Land Bayern zurückzuverkaufen und besorgte sich einen Anwalt, der sich darum kümmern sollte. Das ging natürlich schief und es folgte die Verhaftung. Walter Sedlmayr wurde von dem Dieb denunziert, ihn zu der Tat angestiftet zu haben. Es dauerte mehrere Jahre, das zu klären und sich wieder zu rehabilitieren. // Dieser Fall sorgte dafür, dass der Schauspieler bekannter wurde. Er spielte in regionalen Serien mit, machte 1x im Jahr eine Art Stand-Up/Roast, bekam Werbedeals und verkörperte durch und durch den bayerischen Stereotyp (kleine Diskussion über heutzutage noch vorherrschende Stereotypen). Er wurde als Marke mehrfacher Millionär — mit Ziehsohn und Privatsekretär– dieser fand ihn am 15.7.1990 tot in seinem Schlafgemach. //
20:26 //
Für die Presse war der brutale Mord natürlich ein gefundenes Fressen! Plötzlich bekam man auch einen Einblick in das Privatleben des homosexuellen Schauspielers – das war damals ein fast größeres Thema als das Verbrechen selbst und wurde in der Presse schäbigst ausgeschlachtet. // Die Ermittlungen ergaben, dass der Privatsekretär Sedlmayrs Testament zu seinen Gunsten gefälscht hat, allerdings ergab die Befragung, dass er nicht der Täter sei, sondern sich einfach um seine Zukunft gesorgt hat. // Der Ziehsohn rückte in den Fokus der Verdächtigen: Dubiose Immobiliengeschäfte in Spanien im Namen Sedlmayrs sorgten für einen Bruch mit dem Schauspieler. Es folgte ein Indizienprozess, der 1993 zu einer lebenslangen Verurteilung des Ziehsohns und seines Halbbruders führte, die nach ihrer Entlassung (trotz besonderer Schwere der Schuld) gegen die Verwendung ihrer Klarnamen im Internet klagten und dadurch sogar Bekanntheit in den USA erlangten [siehe Streisand-Effekt, Anm. d. Red.]. //
32:25 //
Bogenschluss zu Stephans Fall: Der leitende Ermittler des Falls Sedlmayrs, Josef Wilfling, war auch der leitende Ermittler des Moshammer-Falls. Krass, was es zwischen den beiden Fällen noch alles für Parallelen gibt! // Song: Matthias Reim – Verdammt ich lieb’ dich! // Stephan schiebt einen unpassenden Zwischenjingle ein. //
So, der Fall: Rudolph Moshammer, der „schrille Modezar“ ein „Münchner Original“, Paradiesvogel mit auffälliger Frisur, der in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen ist. Mooshammer hat eine Ausbildung zum Verkäufer gemacht und glänzte in diesem Beruf so sehr, dass er [1968, Anm. d. Red] seinen eigenen Laden in der Münchner Maximilianstraße aufgemacht hat. Einkaufen dort war ein Ereignis! Alle wollten von ihm eingekleidet werden! // Der Durchbruch in Sachen Marketing war die bunte Mosi-Krawatte! Alle wollten dieses It-Piece haben! // Mosi war immer mit Daisy, dem Yorkshire-Terrier, unterwegs (die auch im Testament später begünstigt wurde) — insgesamt ein super Geschäftsmann, aber auch ein schlimmer Chef (kleiner Exkurs über „erfolgreiche“ Geschäftsmänner, die man echt nicht abfeiern muss.) //
51:20 //
Stephan steigt jetzt mal in den Fall ein: Am 14. Januar 2005 wollte der Fahrer Moshammer — wie jeden Morgen — abholen und fand ihn tot in seinem Haus. Nichts war durchwühlt, keine Einbruchspuren, alles an seinem Platz, auffällig nur eine Porno-DVD auf einer Kommode. // Der Fahrer war verdächtig, da dieser im Testament großzügig bedacht wurde. Aufgrund des hohen Engagements gegenüber Obdachlosen wurde auch in diese Richtung ermittelt, ein Zeuge bestätigte den regelmäßigen (offensichtlichen) Kontakt zu männlichen Prostituierten. Moshammer ist hierzu selbst allein mit seinem Rolls Royce durch die Gegend gefahren und hat einen bestimmten Typ Mann gesucht und angesprochen – eigentlich hochgradig gefährlich! // Am Tatabend wurde ein Mann mit weißer Mütze beobachtet, der bei ihm ins Auto stieg. // Am Telefonkabel, das um den Hals der Leiche gewickelt war, konnte (ohne richterlichen Beschluss!) eine DNA-Spur entnommen und mit der Datenbank abgeglichen werden. Es gab einen Treffer: Der Verdächtige wurde sofort befragt und gestand irgendwann: seine Spielsucht, und dass das Ansprechen Moshammers ihm gut in seine prekäre Situation gepasst hätte. Angeblich wollte Mosi den in Aussicht gestellten großzügigen Betrag hinterher aber nicht bezahlen, weswegen die Tat angeblich aus einem Kampf heraus stattgefunden hätte. //
1:16:15 //
Der Täter wurde zu lebenslanger Strafe verurteilt und wird eventuell 2023 entlassen. // Daisy lebte noch ein paar Jahre in der Moshammer-Villa, der Fahrer zog nach Ostfriesland und arbeitete dort bis zu seinem Tod in einem Supermarkt. //
Eine tragische Geschichte. Und das auch noch vor der Fußball-Weltmeisterschaft der Herren im eigenen Land! // Song: Spider Murphy Gang – Sperrbezirk (Micha:“seltsame Band“ , seine Schwester war sehr textsicher als Kind mit diesem Lied) //
Crime Stories wird übrigens auch von sehr jungen HörerInnen gehört! //
Stephan kündigt für das nächste Mal die „allerbeste Crime-Story aller Zeiten“ an!
Bleibt gesund und gruselt euch nicht!
Tschau, tschüss, bis dann!