Folge auf Spotify // Zeitangaben entsprechend
00:00 //
Willkommen bei Crime de la Crime! Keine Notwendigkeit mehr, sich vorzustellen, schließlich gibt es nun anonyme Sponsorenfirmen, mit denen man ohne Markennennung den Bekanntheitsgrad der beiden erahnen kann! Themenfremdes Gelaber zu Beginn kommt übrigens nicht bei allen HörerInnen gut an! Ggf. einfach mal Tatort Mord reinhören (professionell und nicht so thekenmäßig wie bei Z&B). //
Stephan kommt heute mit dem recherchierten Super-Fall, den er seit fünfzehn Folgen immer am Ende angekündigt hat! Micha hat deshalb keinen dabei, macht nur den zurückgelehnten Investigativ-Frager. // Den Fall Ursula Herrmann hat sich Stephan anhand eines ansprechenden Buchcovers eines Romans angelesen und sich dann intensiv die Faktenlage dazu draufgeschafft (mehrere Quellen, nicht nur Wikipedia!). //
15.9.1981 in Eching am Ammersee. Stephan skizziert die Familie um Ursula Herrmann (damals 10 Jahre), alles ist an dieser Stelle wichtig! (Gab es 1981 eigentlich schon Spülmaschinen? [Ja! Anm. d. Red.]), Ursula fährt nach der Schule mit dem Rad zum Turnen durch einen kleinen Wald am See entlang nach Schondorf. Danach fährt sie nicht wie erwartet sofort nach Hause, sondern zu ihrem Onkel und wird erst zur Dämmerung nach Hause geschickt wo sie nie ankommt. // Schließlich suchen über 40 Leute (Polizei, Freiwillige, sogar Suchhunde) in dem Waldstück nach Ursula, das einzige, was man am nächsten Tag findet, ist das unversehrte Rad. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf die Familiensituation. Der Hinweis auf eine komische Situation am Straßenrand mit zwei Männern und einem im Graben stehenden Auto versumpft bei der Polizei aufgrund der vielen Hinweismeldungen. // Die Familie wird angehalten, in der Nähe des Telefons zu bleiben. Schließlich ruft jemand an und atmet nur in die Leitung gefolgt von einem Radio-Jingle von Bayern3 (eindeutig aufgenommen und abgespielt!) – es gibt bis heute keine Erklärung dazu, außer, dass dieser Anruf mehrfach erfolgt. Micha stellt die These auf, dass diese Anrufe ggf. unglücke Zufälle sind und nichts mit dem Fall zu tun haben. Eine Fangschaltung kann wegen nicht verfügbarer Technik erst verspätet eingesetzt werden. Die Mutter verlangt nach einem Lebenszeichen der Tochter, die Telefonate hören auf. Dafür kommt ein Erpresserbrief mit ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben, in dem Entführer (leicht realitätsfern) 2 Millionen DM Lösegeld fordern und drohen, das Mädchen zu töten, sollte die Polizei eingeschaltet werden. Man konnte herausfinden, aus welchen Zeitschriften die Buchstaben stammten, auffällig waren die Grammatikschwächen und Rechtschreibfehler in dem Brief. Aufgrund der hohen medialen Präsenz des Falls mussten TrittbrettfahrerInnen ausgeschlossen werden. Der Kontakt zu den TäterInnen reißt ab. //
40:50 //
[Triggerwarnung Tod]
Am 19. Tag nach dem Verschwinden startet die Polizei eine letzte Suchaktion mit einer Hundertschaft und entdeckt eine Art Depot, in der sie in einer Kiste das tote Mädchen finden. // Da die Suche mehr oder weniger öffentlich stattfand, zertrampeln Presse und andere Personen beim Bergen der Kiste unfassbar viele Spuren und Beweise. // In der Kiste war für das Kind wohl ein Aufenthalt geplant: Man fand Lebensmittelvorräte, Beleuchtung, ein Radio, Bücher und Comics. Ein dilettantisches Rohrsystem zum Luftaustausch funktionierte nicht, letztendlich ist das Mädchen erstickt. // Man vermutet, dass die Entführer gemerkt haben, dass das betäubte Kind nicht wieder aufgewacht ist und deshalb dann ihre Erpressung aufgegeben haben. Außer einem einzigen Fingerabdruck findet man nichts. // Ein telefonischer Hinweis weist auf einen Fernsehtechniker im Ort hin, der wohl zwielichtig sei. Obwohl Werner M. kein Alibi hat, findet die Polizei nichts, der Fingerabruck passt nicht. // Es gibt weitere Hinweise auf einen Klaus Pfaffinger, der mit einem Spaten am Moped gesichtet wurde und beim Verhör zugibt, das M. Ihm 1000 Mark versprochen hatte, wenn er ein Loch im Wald graben würde. Pfaffinger ist aufgrund seiner Alkoholismuskrankheit nicht in der Lage, eine konkrete Aussage zu machen und verstrickt sich in Widersprüche. Die Aussgen dieses Zeugen können nicht verwertet werden. // In einem nahegelegenen Internat werden von allen dort sich aufhaltenden Personen Fingerabdrücke genommen. Kein Treffer. Dafür wird bei Schülern der Klingeldraht vom Tatort gefunden, den sie angeblich gefunden und dann mitgenommen haben. // Das war’s. Keine Verdächtigen gefunden, keine Beweise. Sackgasse. //
Song: Nirvana – Come As You Are //
1:11:20 //
Zeitsprung ins Jahr 2008, der Cold Case wird kurz vor der Verjährung nochmal aufgerollt. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich eine immense Anzahl an Daten angesammelt, insgesamt 300 Aktenordner. // Bei einer erneuten Befragung des verdächtigen Werner M. fällt auf, dass dieser immer noch ein auffallendes Interesse an dem Fall hat. Bei einer Durchsuchung findet man ein Tonband, mit dem wahrscheinlich der Bayern3-Jingle bei den Telefonaten abgespielt wurde. [Stark komprimierte Theamitk „Tonband“, es gibt bei 1:22:00 eine Jingle Hörprobe, Anm. d. Red.] // Der Verdächtige behauptet, das Tonbandgerät vor wenigen Jahren auf dem Flohmarkt erstanden zu haben. Man beschäftigt sich erneut mit den Aussagen Pfaffingers, zu denen es aber nur Gesprächsprotokolle der befragenden Beamten gibt. //
Nach Zusammentragen aller Indizien wird der Verdächtige zu lebenslanger Haft verurteilt. //
1:30:15 //
Ursulas älterer Bruder Michael Herrmann beschäftigt sich intensiv mit dem Fall und stellt fest, dass viel übersehen wurde. In dem Internat in der Nähe waren vorwiegend Kinder von sehr reichen und einflussreichen Menschen. Es ist fraglich, ob damals überhaupt mit der Erlaubnis der Eltern alle Fingerabdrücke abgegeben wurden. Auf den Erpresserbriefen fanden sich zudem Druckspuren einer stochastischen Figur, Stoff der 12. Klasse. Das Bitumen, die Verkleidung des Kistenverstecks, kam aus dem Ausland. Einer der Väter eines Internatschülers hatte ein Unternehmen für Sportplazmarkierungen, in dem Bitumen vorkam. Außerdem stellte eine Text-Expertin fest, dass der Sprachstil der Erspresserbriefe überhaupt nicht zum Verurteilten M. passt. Außerdem war das bestellte Fluchtauto das Auto, das bei Clever und Smart vorkam, von diesem Comic fanden sich einige in der Kiste. Eventuell wurde Ursula mit einem Kind aus dem Internat verwechselt, das sehr vermögende Eltern hatte, zumal die Erpresserbriefe bereits Monate vor der Tat angefertigt worden waren. //
Micha stellt bohrende Fragen zu all diesen Indizien. //
Tatsächlich taucht im Februar 2021 ein Bekennerschreiben eines ehemaligen Internatsschülers auf, das die Tat so detailliert beschreibt, dass dieser kontaktiert wurde, aber höchstwahrscheinlich vom Täter denunziert werden sollte. //
1:49:30 //
Stephan erzählt noch den Ende des Romans Tief in der Erde, der auf dem Fall beruht und davon ausgeht, dass zwei Schüler aus dem Internat die Täter sind, die beschließen, ihre Tat mit ins Grab zu nehmen. // Micha vermutet, Stephan ist zu sehr in dem Buch drin. Stephan glaubt, die falsche Person wurde verurteilt. Die beiden bleiben dran. //
Das war die Akte Cime XV —
bis zum nächsten Mal bei Zart&Bitter Crimestories!