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[Triggerwarnung sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Mord]
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Diese Crime-Folge verträgt kein Vorgeplänkel und keine Gags. Micha hat einen Fall dabei, aber keine Ahnung, wie er die Fakten rüberbringen soll, weil es so erschreckend traurig ist. Vielleicht kennt Stephan diesen Fall von 2007 aus Königswinter: Es geht um die 14jährige Hannah, die am 29. August abends nicht nach Hause kommt. Sie war bei ihrem Freund zu Besuch, und zuletzt am S-Bahnhof Oberdollendorf gesehen. Dort stieg sie aus wurde das Zufallsopfer eines 25-jährigen Mannes, der sie mit dem Messer bedrohte, fesselte, knebelte, und schließlich in einen Bus auf das Gelände der Firma schleppte, bei der er als Fahrzeugreiniger arbeitete. Dort vergeht er sich an ihr, dabei bedeckt er ihr Gesicht, damit er ihr nicht in die Augen schauen muss. //
Danach fügt er ihr so viele Schnitt- und Stichwunden zu, dass sie am Blutverlust stirbt, und fünf Tage später von einer Polizei-Hundertschaft mit Laub bedeckt und Diesel überschüttet gefunden wird. Schnell erhärtet sich der Verdacht, dass der Täter eventuell bei dieser Firma arbeitet, und wird am 12. September festgenommen. //
Das Motiv des homosexuellen Täters sei angeblich Lust auf eine Frau gewesen, er hätte keine Fluchtgedanken gehabt, als er seine Speichelprobe abgegeben hat, sei ihm klar gewesen, dass er gefasst werden würde. //
13:17 //
Die Arbeit an dem Fall sei sehr belastend gewesen. Außerdem seien die Ermittlungen schwierig gewesen, da Täter und Opfer sich nicht kannten. Der Täter hat gar nicht versucht, sich rauszureden. // Die Anteilnahme im Ort war sehr groß. // Solche Verbrechen sind in Deutschland zugegebenermaßen selten. //
Im Mai 2010 war erst die Verhandlung. Warum?// Das Motiv wurde dem Täter vorgehalten. Angeblich hätte er die spontane Idee gehabt, mit einer Frau zu schlafen – und da kommt einem nur Vergewaltigung in den Sinn? Der Täter äußert sich nicht weiter dazu. Nach der Tat habe er eine Stunde überlegt, was er machen solle und dann beschlossen, sie zu töten. 12-16 mal hat er auf sie eingestochen, als er feststellte, dass sie noch lebt, hat er ihr die Kehle durchgeschnitten. //
21:55 //
Dem Täter wird volle Schuldfähigkeit attestiert, er bekommt lebenslang mit anschließender Sicherheitsverwahrung. // Stephan meint, er könnte trotzdem wieder freikommen. // Song: DeVotschKa – Little Miss Sunshine (so wurde Hannah von ihrem Englischlehrer immer bezeichnet) //
Micha erzählt noch von Hannahs Vater: Weil er nicht wusste, wie man eine Stiftung gründet, wendete er sich an Alice Schwarzer, es gibt auch in der EMMA einen Artikel zu dem Fall. // Durch Gerichtsverhandlungen passiert oft Re-Traumatisierung der Angehörigen/Opfer. //
Das perfide an der Tat ist einfach, dass Hannah keine Chance hatte. Die Tat hätte nicht verhindert werden können. Die Mutter fühlt sich, als wäre ihre Tochter auf Klassenfahrt. //
32:27 //
Die Motivation für die Eltern, weiterzumachen, war zum einen die Stiftung, und zum anderen die zwei anderen Kinder. Es ist für die Familie nicht möglich, im Dunkeln durch die Gegend oder zu dieser S-Bahn-Haltestelle zu gehen. Auch die Betreuung eines Opferschutzbeauftragten konnte die schreckliche Familiensituation nicht mildern. //
Die Stiftung gibt es immer noch: Frauenhäuser werden dadurch unterstützt, Jurist*innen-Fortbildungen angeboten, Opferschutzverbände gefördert, etc. // Song: The Beat – Save It For Later (eigentlich: die Coverversion von Pete Townsend) //
Die letzten Worte von Hannah waren: „Lass mich laufen, meine Mutter wartet auf mich!“